ein Bericht von Astrid Eisenberg

Am 10. Juli wurden 14 Hähne und 5 Hennen zur Auswilderung in die Belziger Landschaftswiesen gebracht. In diesem Jahr wurden die Auswilderungsvögel mit roten Ringen am linken Lauf markiert. Zur individuellen Markierung wurden die Ringe mit Zahlen für Hähne und mit Buchstaben für Hennen versehen. Die Betreuung erfolgte durch mich und Gordon Mählis.

Die etwa zehn Wochen alten Jungtrappen wurden auf eine etwa 500 Quadratmeter große übernetzte Fläche, die sich in der fuchssicheren Umzäunung etwa zwei Kilometer nördlich von Baitz befindet, gebracht. Hier verbrachten sie bis Ende August den größten Teil des Tages. Da die Seeadlerdichte in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist es wichtig, die gerade flüggen Küken so unterzubringen, dass sie vor Störungen aus der Luft sicher sind. Die Jungtrappen machten täglich mit einem Pfleger einen mehrstündigen bis zu 3,5 Kilometer langen Spaziergang, auf dem sie bereits einen kleinen Teil ihres zukünftigen Lebensraumes kennen lernen konnten.

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Spaziergang in den ersten Tagen der Auswilderung in der Nähe des Schutzzaunes. Foto: A. Eisenberg
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Begegnungen mit Hennen der vorjährigen Auswilderungen: Im Vordergrund eine blau beringte Henne mit Halsbandsender des Jahrgangs 2013 und eine schwarz beringte Henne (rechts) des Jahrgangs 2011. Foto: A. Eisenberg

Nach einigen Tagen flogen die Trappen sofort nach Verlassen des übernetzten Bereiches los. Zuerst landeten sie noch in der Nähe des Schutzzaunes, im September flogen sie aber häufig gleich auf einen etwa ein Kilometer entfernten Rapsschlag, auf dem sie nun meistens den Tag verbrachten und wo sich im Laufe des Spätsommers bis zu 20 Wildhennen einfanden. Im September zogen sich die Betreuer immer mehr von den Jungtrappen zurück. Die Betreuer beobachteten aus der Ferne das Geschehen von Jagdkanzeln oder aus dem Auto.

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Jungtrappen während des Spaziergangs auf einer Brache am Baitzer Berg. Foto: A. Eisenberg
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Ausschau nach Luftfeinden. Foto: A. Eisenberg
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Gruppe von 16 Jungtrappen auf dem Baitzer Berg. Foto: A. Eisenberg am 1. Oktober 2014

Bis Ende September wurden die jungen Trappen am späten Nachmittag zum Schutzzaun unter den übernetzten Bereich zurückgeführt. Den Rückweg beschleunigten die Trappen meistens, indem sie den größten Teil des Weges fliegend zurücklegten. Vom 1. bis 5. Oktober übernachteten sie nur noch innerhalb der Umzäunung und wurden danach endgültig in die Freiheit entlassen. Obwohl die Jungtrappen schon seit Wochen immer wieder wilden Hennen begegnet waren, standen sie tagsüber meistens deutlich von diesen getrennt.

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Deutliche Trennung der beiden Gruppen: links Wildhennen, rechts ausgewilderte Jungtrappen. Foto: A. Eisenberg

 

Erst ab dem 12. Oktober flogen sie mit den Wildhennen zum Übernachten ins Grünland. Bis Mitte November wurden alle Trappen öfter in einer Gruppe gefunden. Nach einiger Zeit waren aber meistens drei Gruppen (ausgewilderte Jungtrappen, Hennen ohne Nachwuchs und 3 Hennen mit ihren flüggen Küken) wieder deutlich zu erkennen.

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Ausgewilderte Jungtrappen und zahlreiche wilde Großtrappenhennen stehen zusammen in einer Gruppe. A. Eisenberg am 24. Oktober 2014

Aufgrund von Störungen (z.B. durch Seeadler) kommt es leider in einigen Fällen zu Verletzungen, wenn die Auswilderungsvögel unter dem Netz auffliegen. So musste der Hahn „rot 1“ wegen einer Flügelbugverletzung, die er sich wahrscheinlich beim Anflug an das Netz oder den Außenzaun zugezogen hatte, zur Vogelschutzwarte Buckow zurückgebracht werden. Der Hahn „rot 15“ wurde am 19. September morgens mit gebrochenem Halswirbel tot unterm Netz gefunden. Dieser Todesfall war sehr bedauerlich, ohne die Sicherheit des Netzes hätten aber vermutlich zahlreiche weitere Trappen die Auswilderung nicht überlebt. Anfang Oktober waren sie bei ihrer Freilassung groß und kräftig genug und durch ihre täglichen Flüge so gut trainiert, dass sie gute Chancen hatten, einem Seeadlerangriff zu entkommen.

Die Henne „rot R“ hatte Mitte September durch eine ungewöhnlich starke Mauser zahlreiche Schwingen eines Flügels verloren und konnte offenbar nicht mehr fliegen, so dass sie ebenfalls zur Vogelschutzwarte Buckow zurückgebracht wurde. Zusammen mit dem Hahn „rot 1″ wurde sie in die dortige Auswilderungsgruppe integriert.

Am 1. Oktober flogen drei der im Fiener Bruch ausgewilderten Jungtrappen (Hahn „rot 26“, Hennen „rot T“ und „rot Z“) wahrscheinlich zusammen mit einem vorjährigen Hahn in die Belziger Landschaftswiesen. Sie schlossen sich sofort der dortigen Auswilderungsgruppe an. Nachdem am 4. Oktober morgens ein junger Hahn verschwunden war, besteht diese nun aktuell aus 18 Individuen.

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