PRESSEMITTEILUNG
des Fördervereins Großtrappenschutz e.V., Buckower Dorfstr. 34, 14715
Nennhausen

Großtrappenschutz in Sachsen-Anhalt vor dem Aus?

Am Donnerstag, dem 24. Juli 2014, treffen sich Vertreter des
Fördervereins Großtrappenschutz e.V. mit dem Minister für Landwirtschaft
und Umwelt, Dr. Onko Aeikens, in Magdeburg zu einem Gespräch. Fehlende
Fördermittel ab Oktober dieses Jahres gefährden die positive Entwicklung
des Großtrappenschutzes im Europäischen Vogelschutzgebiet Fiener Bruch
und damit in ganz Sachsen-Anhalt.

Vor zehn Jahren waren Großtrappen in Sachsen-Anhalt fast ausgestorben.
Nur noch drei bis vier Vögel wurden zwischen Karow und Tucheim im
Landkreis Jerichower Land gesichtet. Eines der drei letzten
Einstandsgebiete der Großtrappen in Deutschland und das letzte in
Sachsen-Anhalt drohte zu verwaisen. Um das zu verhindern, mussten
dringend Schutzmaßnahmen angeschoben werden. Vor allem durch Mittel aus
dem Europäischen Fond für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER)
gelang es, grundlegende Voraussetzungen für ein Überleben der Art im
Fiener Bruch zu schaffen. Eine etwa 20 Hektar große Umzäunung wurde
gebaut, damit es Großtrappenhennen wenigstens hier schaffen, ungestört
vor landwirtschaftlichen Arbeiten und sicher vor Fuchs und anderen
Raubsäugern zu brüten und ihre Küken aufzuziehen. Seit einigen Jahren
werden hier Jungtrappen ausgewildert, die vom Land Brandenburg zur
Verfügung gestellt werden. In der dortigen Vogelschutzwarte in Buckow
werden Eier von geretteten Gelegen ausgebrütet und die Küken aufgezogen.
„Ganz besonders gut läuft es seit 2011.“ so Dr. Heinz Litzbarski,
Vorsitzender des Fördervereins Großtrappenschutz e.V.. „Mit der
Einstellung von Frau Dorothée März als Koordinatorin des Schutzprojektes
konnten nicht nur wichtige Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes
umgesetzt werden, seither hat sich auch die Zusammenarbeit mit der
regionalen Jägerschaft, den Landwirten und den zuständigen Behörden
sowie Fachbehörden positiv entwickelt. Durch intensive regelmäßige
Öffentlichkeitsarbeit wird für die Ziele des Großtrappenschutzes in der
Region geworben, und das durchaus mit Erfolg. Muss das Projekt
eingestellt werden, weil das Land Sachsen-Anhalt die Zeit bis zur
nächsten Förderperiode finanziell nicht überbrücken kann, wird dieses
Netzwerk für den Großtrappenschutz zerstört.“ Auch die Staatliche
Vogelschutzwarte Sachsen-Anhalt betont in ihrem letzten Bericht zum
Vogelmonitoring die deutliche Verbesserung des Großtrappenschutzes in
den letzen Jahren.

Mittlerweile leben wieder über 50 Großtrappen im Fiener Bruch. Dieser
Anstieg ist hauptsächlich ein Resultat der jährlichen Auswilderung von
Jungtrappen. Es wird aber auch wieder gebalzt und gebrütet. In den
letzten drei Jahren wurden mindestens 9 wilde Jungtrappen flügge. „Für
den Erhalt des Großtrappenbestandes sollten es etwa jährlich 12
Wildküken schaffen, erwachsen zu werden.“ sagt Dorothée März: „Dann
könnten wir auch bald auf die Auswilderung von handaufgezogenen
Jungtrappen verzichten.“

Da das Projektende im September unmittelbar bevorsteht, hat sich der
Förderverein Großtrappenschutz e.V. mit einem Brief direkt an den
Minister für Landwirtschaft und Umwelt Aeikens gewandt. Beim Treffen am
Donnerstag hofft der Verein zusammen mit den anderen Akteuren, dass für
die Weiterführung des Großtrappen-Schutzprojektes im Fiener Bruch eine
Lösung gefunden wird. Viele Tausende Euro, die in den letzten Jahren für
den Trappenschutz ausgegeben wurden, würden sich sonst als
Fehlinvestition erweisen.

Deutschland hat sich durch internationale Abkommen im Rahmen der Bonner
Konvention zum Schutz wandernder Tierarten verpflichtet, die Großtrappe
zu erhalten. Anders als in Brandenburg liegt der Artenschutz in
Sachsen-Anhalt in der Verantwortung der Landkreise, die aber mit dem
Umfang nötiger Maßnahmen und den zur Verfügung stehenden Mitteln
überfordert sind. Im Koalitionspapier bekennen sich die derzeit in
Sachsen Anhalt regierenden Parteien ausdrücklich zum Erhalt von Arten,
für die das Land eine besondere Verantwortung trägt und deren Aussterben
zu befürchten ist. Dazu zählt die Großtrappe, die im Koalitionsvertrag
von 2011 explizit benannt ist. Es ist zu hoffen, dass den Worten auch
Taten folgen.

Hintergrund:

Großtrappen waren einmal sehr zahlreich in Sachsen-Anhalt. Um 1930
wurden noch über 800 Vögel gezählt. Durch die immer intensivere
Landnutzung wurde der Lebensraum immer kleiner und damit die Art immer
mehr zurückgedrängt. Fuchs und Neubürger wie Waschbär und Marderhund
sorgen in den letzten Jahren für zusätzliche Gelege- und Kükenverluste
bei den Bodenbrütern. Mittlerweile nutzen Großtrappen nur noch ein
Prozent ihres damaligen Lebensraumes in Deutschland. Die drei letzten
Einstandsgebiete befinden sich im Havelländischen Luch und den Belziger
Landschaftswiesen (beides Brandenburg) sowie im Fiener Bruch, das sich
von Sachsen-Anhalt bis nach Brandenburg erstreckt. Seit 1995, als es nur
noch etwa 56 Großtrappen in Deutschland gab, hat sich der Bestand durch
intensive Schutzbemühungen auf mindestens 165 im Frühjahr dieses Jahres
erholt.

Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an:
Dorothée März
dorothee.maerz@grosstrappe.de
Tel.: 0174 7141683
www.grosstrappe.de

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