Dr. rer. silv. Max Dornbusch | 1932 bis 2020

Dr. Max Dornbusch (1978) „Ich würde es [das Aussterben der Art] als einen echten Verlust betrachten, denn die Großtrappe ist immerhin ein kultureller Wert, der etwa auch Baudenkmälern gleichzusetzen ist. Sie ist ein Glied unserer Artenmannigfaltigkeit, und jede Art die aus dem Rahmen dieser Artenmannigfaltigkeit verloren geht, mindert auch die Lebensqualität unserer Umwelt, in der wir leben.“ (aus dem Dokumentarfilm von Klaus-Jürgen Hofer „Die Großtrappe, größter Flugvogel der Erde“)

Mit dem Tod von Max Dornbusch verliert die Naturschutzarbeit in Deutschland einen Mitarbeiter mit hoher Fachkompetenz, der praxisnah, mit zielstrebiger Kontinuität erfolgreich für den Arten- und Lebensraumschutz tätig war. Mit den Ergebnissen seiner Arbeit als Leiter des Arbeitskreises zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Tiere (AKSAT) und der Biologischen Station Steckby im Institut für Landschaftsforschung und Naturschutz der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR, sowie ab 1991 als Leiter der Vogelschutzwarte Steckby des Landes Sachsen-Anhalt, hat Max Dornbusch darüber hinaus auch hohe internationale Achtung und Anerkennung erlangt.

Max Dornbusch wurde am 1. Mai 1932 in Fahrenholz in der Uckermark geboren. Hier ging er zur Schule und machte in Prenzlau sein Abitur. Nach der Lehre als Forstfacharbeiter folgte ab 1953 das Studium an der Forstwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt Universität zu Berlin in Eberswalde. Ab 1957 war er fünf Jahre als Oberförster in der Uckermark tätig. 1962 übernahm Max Dornbusch die Leitung der Station in Steckby, einer Forschungseinrichtung der Akademie der Landwirtschaften der DDR, deren Leiter er bis zu seinem 65. Lebensjahr blieb.

Max Dornbusch war ein ornithologisch und säugetierkundlich forschender Wissenschaftler, der ständig darauf drängte fachwissenschaftliche Erkenntnisse umgehend in praktisch wirksame Maßnahmen zum Arten- und Lebensraumschutz umzusetzen. Davon zeugen seine Artenhilfprogramme für den Schwarzstorch, die Adler, die Großtrappe, die Arbeiten am Elbebiber und seine intensive Zuarbeit zur Gebietskulisse von internationalen Schutzgebieten, wie EU-Vogelschutz-, RAMSAR-, und FFH-Gebieten in Sachsen-Anhalt.

Die Pionierarbeit von Max Dornbusch für die Erhaltung der Großtrappe begann zu Beginn der 1970er Jahren im AKSAT. Vorhandene Bestandsdaten wurden zentral gesammelt, Zählungen zur Aktualisierung dieser Zahlen organisiert. Die Rettung von Gelegen, die durch Landwirtschaftsarbeiten gestört wurden, gehörte zu den ersten Schwerpunkten des von ihm erarbeiteten und vorangetriebenen Großtrappenschutzprojektes.

Damals wurden bei einem Großtrappenbestand von 800 Individuen in der DDR jährlich bis zu 100 gestörte Gelege gemeldet. Max Dornbusch erarbeitete in der Biologischen Station Steckby das „Otis tarda – Aufzucht- und Freilassungsverfahren“ und erprobte es ab 1973. Bis 1981 wurden in Steckby 181 Jungtrappen ausgewildert, von denen es im Freiland auch Brutnachweise gab. Ab 1979 begleitete Max Dornbusch mit Rat und Tat in der für den Großtrappenschutz neu gegründeten Naturschutzstation Buckow (ab 1998 Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg) die Gelegebergung, Aufzucht und Auswilderung der Jungtrappen. Die Gelegerettung war eine Notlösung, das war ihm sehr wohl bewusst, aber kurzfristig gab es damals keine andere Möglichkeit, als die vielen gestörten Großtrappengelege in menschliche Obhut zu nehmen und für eine künstliche Bestandsstützung zu nutzen. Gleichzeitig arbeitete er mit seinem Team an einem wirksamen System von Schongebieten für den Lebensraumschutz für Großtrappen mit rechtlich verbindlichen Behandlungsrichtlinien. Er konnte das Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR von der Notwendigkeit und der internationalen Bedeutung des Schutzprojektes überzeugen. Im Ergebnis wurden bis 1979 durch Beschlüsse der Räte der Bezirke Potsdam, Frankfurt (Oder), Magdeburg und Leipzig auf 76.376 ha – das entsprach 1,2 % der Landesfläche der ehemaligen DDR – 25 Schongebiete vor allem zur Sicherung der Brutzentren ausgewiesen!

Die Wirksamkeit dieser Gebiete für den Erhalt der Großtrappe blieb auf Grund wirtschaftlicher und politischer Zwänge minimal. Sie waren jedoch Voraussetzung zur Erhaltung und zum Ausbau der drei heute noch existierenden Einstandsgebiete, in denen der Bestand von 57 Großtrappen im Jahr 1997 inzwischen auf über 330 Tiere angestiegen ist.

Die Rettung der Großtrappen in Deutschland ist damit auch maßgeblich das Verdienst von Max Dornbusch.

Dr. Heinz Litzbarski & Henrik Watzke

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