Bindegarn und Bindenetze sind nicht nur für Großtrappen gefährlich

Wann immer wir bei unserer Arbeit draußen in den Schutzgebieten Bindegarn oder Reste von Netzen aus der Landwirtschaft entdecken, sammeln wir diese ein und entsorgen sie. Denn Bindegarn kann für Großtrappen zum Verhängnis werden, das schnell tödlich enden kann.

Diese Trappe konnte gerettet werden | Foto: Dr. T. Langgemach / Staatliche Vogelschutzwarte

Im Laufe unserer Arbeit sahen wir bereits in 14 Fällen Großtrappen, die durch Bindegarn ums Leben kamen oder sich daran verletzten: die Trappen verheddern sich in den reißfesten Schnüren, und es kommt zu tiefen Einschnürungen. Wenn beide Beine betroffen sind, ist die Fortbewegung bei diesem Laufvogel erschwert.

Nicht nur für Großtrappen stellt Bindegarn eine ernstzunehmende Gefahr dar. Über 50 Arten listet die Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg als Bindegarnopfer an Altvögeln und Nestlingen auf. Angeführt wird diese traurige Liste vom Weißstorch. Von ihm sind bisher mindestens 163 Fälle dokumentiert, die meisten davon tödlich.

Nestlinge durch Bindegarn besonders stark gefährdet

Besonders Nestlinge sind durch Bindegarn stark gefährdet, da die Altvögel die Nester mit dem Garn auspolstern. Schnell verheddern sich die Jungvögel darin und verenden qualvoll. Betroffen sind neben Weißstörchen nahezu alle Vögel, die Bindegarn ins Nest tragen können. Von der Vogelschutzwarte wurden durch Bindegarn umgekommene Nestlinge unter anderen von folgenden Vogelarten erfasst:

  • Baumfalke – 53 Nestlinge
  • Rotmilan – 18 Nestlinge
  • Fischadler – 15 Nestlinge
  • Turmfalke – 19 Nestlinge
  • Raubwürger – 6 Nestlinge
  • Wendehals – 6 Nestlinge

Die Dunkelziffer ist nach Angaben der Vogelschutzwarte ungleich höher, da nicht jeder Horst und jeder Nistkasten überprüft werden kann. Auch die Nestlinge von Kleinvögeln sind betroffen, wie Funde in Nestern von Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper und Feldsperling ergeben haben.

Bindegarn wegräumen und entsorgen

Bindegarn oder Bindenetze sind aus der Landwirtschaft nicht wegzudenken. Beim Pressen von Heu und Stroh wird das extrem reißfeste Garn eingesetzt. Da das Erntegut anschließend als Einstreu verwendet wird, gelangt es später mit dem Stalldung wieder aufs Feld. Dabei sammelt sich über die Jahre immer mehr Bindegarn auf den Feldern an. Noch über Jahre hinweg werde Reste des unverrottbaren Materiales wieder und wieder durch den Pflug nach oben an die Oberfläche gebracht.

Reste von Bindegarn sind gar nicht so leicht zu entdecken | Foto: A. Marinko / FV Großtrappenschutz e.V.

Mit Informationskampagnen weist der Deutsche Bauernverband und andere landwirtschaftliche Interessenverbände auf die korrekte Entsorgung von Bindegarn hin. Über Beiträge auf unterschiedlichen Informationsplattformen werden Landwirte darauf sensibilisiert, Bindegarn restlos zu entsorgen.

Wir von Seiten des Fördervereins Großtrappenschutz e.V., aber auch viele andere Vogelschützer, würden uns sehr wünschen, wenn dieses Thema regelmäßig in der Presse oder auf einschlägigen Web-Plattformen platziert werden würde. Je präsenter das Thema in der Öffentlichkeit ist, desto weniger Vögel werden durch unsachgemäße Entsorgung von Bindegarn und Bindenetzen in Mitleidenschaft gezogen. Unser Ziel ist ganz klar: KEIN Vogel und auch kein anderes Wildtier darf zukünftig mehr durch die reißfesten Fasern zu Schaden oder zu Tode kommen.

 

Um die Beine der Großtrappe hat sich Bindegarn gewickelt. Die Trappe konnte eingefangen und das Garn entfernt werden | Foto: FV Großtrappenschutz e.V.
Landwirtschaft, Umweltverschmutzung

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